Park

Wo liegt Arkadien?

Der Skulpturenpark

Heute einen zeitgemäßen Landschaftspark zu schaffen und darin eine Sammlung von Skulpturen integrieren zu wollen, bedeutet vorher grundsätzliche Fragen geklärt zu haben: In welchem Verhältnis sieht sich der Mensch zur Natur zu Beginn des 21. Jahrhunderts? In welcher Beziehung steht die heutige Kunst zur Landschaft? In welcher Form spiegeln sich gesellschaftliche Fragen in unserem Blick auf die Natur? Und wie greift die Kunst diese zumeist sehnsuchtsbeladenen Vorstellungen von Natur auf?

Wie also sieht unser heutiges Bild von Arkadien eigentlich aus? Landschaft und Natur, das bedeutet im GerischSkulpturenpark zunächst einmal die Schwale; ein idyllischer Flusslauf, der sich durch den Stadt- und Landschaftsraum zieht und mit seinen Mäandrierungen die Gehölze und ländlichen Auenlandschaften östlich der Stadt mit der Vicelin-Kirche im Zentrum Neumünsters verbindet. Entlang der Schwale bietet dieses Terrain ideale Bedingungen für Skulpturen und raumausgreifende künstlerische Installationen, also beste Voraussetzungen, ein neues schleswig-holsteinisches Zentrum für moderne und zeitgenössische Kunst entstehen zu lassen.

Bereits jetzt bildet ein umfangreicher skulpturaler Bestand im Gerisch-Skulpturenpark den Grundstock für das Programm der Gerisch-Stiftung. Die historische Parkanlage mit der Jugendstilvilla erweist sich als spannungsvoller, atmosphärischer Ort für vielschichtige Einzelausstellungen in der Villa Wachholtz sowie in der angrenzenden Gerisch-Galerie. Hier reicht das Programm von historischen Dokumentationen zum Werk Harry Maasz, der 1925 den Park entwarf, bis zu internationalen Positionen zeitgenössischer Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur und Videokunst. Im Park treten Klassiker wie beispielsweise Abraham David Christian, Pit Kroke und Ian Hamilton Finlay mit Plastiken der Avantgarde, wie die zuletzt erworbenen Arbeiten von Olaf Nicolai, Bogomir Ecker, Brigitte Kowanz und Carsten Höller miteinander in einen Dialog. „Wo liegt Arkadien?“, diese für die Konzeption des Gerisch-Skulpturenparks zentrale Frage stellt sich nach einem Besuch ganz neu.

Juwel der Gartenbaukunst

Harry Maasz Landschaftsgarten

Infolge unterschiedlicher Nutzungen war der historische, zwischenzeitlich vollständig verwilderte Garten während der vergangenen Jahrzehnte aus dem Bewusstsein der Neumünsteraner verschwunden. Nun wird er nach 60 Jahren zur Eröffnung des Parks erstmalig wieder in seiner ursprünglichen Ausprägung von 1925 zu erleben sein: Ein stimmungsvolles Gartenkunstwerk des frühen zwanzigsten Jahrhunderts mit  rahmenden Baumalleen, sich öffnenden grünen Räumen, Natursteinmauern und expressiv anmutenden Beeten. Harry Maasz gehörte neben Leberecht Migge, Alfred Lichtwark und Fritz Schumacher zu den führenden Vertretern der Gartenkunstreform.

In seinem 1926 erschienenen Buch „Kleine und große Gärten“ beschreibt er die Umgestaltung des Gartens der Wachholtzschen Villa in Neumünster. Als freiberuflicher Gartengestalter der ersten Generation begriff Maasz den so genannten Reformgarten nicht als Ausschnitt, sondern als Bestandteil der vorgefundenen Landschaft. Die Verschmelzung von Garten und Landschaft war ihm ebenso wichtig wie der Übergang von Wohngebäude, Gartenlandschaft und umgebender Naturlandschaft.