Künstler im Skulpturenpark

Bernd Kastner

*1957 in Düsseldorf, lebt in Düsseldorf

Bernd Kastner zählt in Deutschland zu den ersten Künstlern, die sich in den 1980er Jahren erneut dem Material der Keramik zuwenden. Zuvor kam es mehr in den angewandten als in den freien bildenden Künsten zum Einsatz. Den Künstler faszinierte vor allem Terrakotta, mit der er zu experimentieren begann. Er erprobte Lasuren und entwickelte neue Techniken der Verarbeitung.

 

Die Skulptur Menschliche Kälte zeigt eine stolze, anmutige und junge Frau auf dem Ast eines Baumes. In knieender Haltung, die Hände rücklings gefesselt oder gebunden, wirkt sie wie eine Angeklagte, über die ein unsichtbares Gericht sein Urteil fällt. Aber wer hat diese, ihrer Würde durchaus bewußte Frau auf die Knie gezwungen? Welch menschliche Kälte ist für ihre öffentliche Zurschaustellung an diesem Ort verantwortlich, der sie zugleich erniedrigt und erhöht? Ist sie eine Sklavin, die dem unwürdigen Menschenhandel ihre innere Ungebrochenheit entgegensetzt? Hat sie menschenunwürdige Gesetze gebrochen, um ihr eigenes Leben in Freiheit zu gestalten? Ist sie die Eva des Sündenfalls, die für ihre Verführungskünste bestraft nun im Baum der Erkenntnis thront und doch in ihm gefangen ist? Und warum trägt sie diese Kette, aus deren großen runden Perlen die Farbe wie Blut ihren Körper herunterfließt? Wer sie ist, können wir nur spekulieren. Aber warum sie so ist, wie sie sich zeigt, spielt auf einen unsichtbaren Vorfall an. Auf einen Vorfall menschlicher Kälte, egal ob im Garten Eden oder auf Erden geschehen.

  • BK
    Bernd Kastner, Menschliche Kälte, 2009, Terrakotta glasiert, 100 x 50 x 65 cm, Alter Zustand der Hängebuche
  • BK
    Bernd Kastner, Menschliche Kälte, 2009, Terrakotta glasiert, 100 x 50 x 65 cm, Alter Zustand der Hängebuche
  • Bernd Kastner, Menschliche Kälte
    Bernd Kastner, Menschliche Kälte, 2009, Terrakotta glasiert, 100 x 50 x 65 cm, Alter Zustand der Hängebuche
  • BK Aquarelle
    Bernd Kastner, o.T. (Aq. 1340), o.T. (Aq. 1321), o.T. (Aq. 1343), jeweils 2021, Aquarell, 41 × 31 cm, Foto: Alexander Voss