Künstler im Skulpturenpark

Pit Kroke

* 1936 in Fürstenwalde/Spree, † 2016 in Berlin

Im Rahmen der Ausstellung Verführung und Ordnung. Heike Weber und Pit Kroke 2009/10 erstmalig in Neumünster gezeigt, gehört die Skulptur Tiko von Pit Kroke nun zum Bestand des Gerisch-Skulpturenparks. Plastik ist bei Kroke Zeichnung aus Stahl im Raum. Und diese Raumzeichnungen sind völlig ungegenständlich. Er wählt Formen, die möglichst keine  gegenständlichen Bilder hervorrufen und doch immer Anklänge an bekannte architektonische Strukturen aufweisen.

 

Die frisch restaurierte stählerne Skulptur Tiko, die bis zu ihrer jetzigen Positionierung in Neumünster vor dem New Yorker Queens Museum of Art stand, mag zunächst an einen Torbogen erinnern. Angeregt von dem historischen Formenvokabular seiner zweiten Heimat Sardinien überführt der Künstler Jahrtausende alte Bau- und Handwerkstraditionen in eine grafische Gebärdensprache, die zugleich archaisch und überzeitlich erscheint. Tore, Bogen, Winkel etc. jedoch werden zu Trägern von Gesten und Gebärden, ihre strenge Geometrie wird verlebendigt, humanisiert, schwillt an und ab.

 

Dem Künstler ist es wichtig, jegliche vorschnelle Anpassung seiner skulpturalen Sprache an unseren funktionalen Alltag zu vermeiden. „Skulptur ist Wirklichkeit, kein Emblem, keine Metapher. Sie ist die Form eines architektonischen Charakters des Denkens und Empfindens“, sagt Kroke. Letztlich basieren seine quasi-architektonischen Strukturen auf dem poetischen Spiel ihrer Überformung oder Verwandlung, auf inneren Impulsen. Gerade Linien werden gebrochen, Rundungen in Winkel überführt, Mathematik, Statik und Funktion in Frage gestellt. Entsprechend widersinnig hat er den großen von einem nach vorne auskragenden Haken bewachten Bogen platziert. Das rechte Standbein mitten in den Weg gesetzt, ja damit den Weg versperrend, überführt er die Torhaftigkeit seiner Skulptur in die Reinheit eines skripturalen Zeichens im Raum, in das freie Spiel der Poesie.

  • Kroke
    Pit Kroke, Tiko, 1989, Stahl, gestrichen, 450 × 171 × 162 cm, Foto: Jens Sauerbrey
  • Kroke Tiko
    Pit Kroke, Tiko, 1989, Stahl, gestrichen, 450 × 171 × 162 cm, Foto: Jens Sauerbrey
  • Kroke
    Pit Kroke, Tiko, 1989, Stahl, gestrichen, 450 × 171 × 162 cm, Foto: Marianne Obst
  • Pit Kroke
    Pit Kroke, European Dropping 4, Diana, 1999, Metallrelief, Inkjetprint auf Folie auf Zinkblech, 176 × 275 × 12 cm, Foto: Yanine Esquivel
  • Kroke 2021
    Werke aus dem Sammlungsbestand: Künstlerraum von Pit Kroke anlässlich der Jubiläumsausstellung "OutsideInside - 20 Jahre Herbert Gerisch-Stiftung", Foto: Alexander Voss
  • Kroke Sardinien
    Nicht im Stiftungsbesitz, aber eine schöne Urlaubserinnerung: Pit Krokes "Sanoa" von 1990 auf Sardinien, Foto: Annemarie Kroke